Der
Kapitän für die Weltmeisterschaften ist auch der Kapitän im
Münsterland: John Degenkolb, zuletzt vierfacher Etappensieger der
Spanienrundfahrt, gehört auch für den Sparkassen Münsterland Giro.2014
zu den Top-Favoriten. Allerdings hat das Nationalteam im Kampf um den
Sieg vor dem Schloss in Münster neben Degenkolb noch mehrere heiße
Eisen im Feuer. «So gut besetzt wie in diesem Jahr war die
Nationalmannschaft im Münsterland noch nie», so Rainer Bergmann,
Organisationsleiter des Rennens.
Mit
besonderer Aufmerksamkeit wird dabei natürlich der Auftritt von
Lokalmatador Fabian Wegmann erwartet. Der 34-Jährige aus Münster war
bei acht Auflagen seines Heimrennens sechs Mal am Start und hatte
bereits bei der Premiere den Sieg vor Augen, am Ende gewann statt
Wegmann aus seiner Ausreißergruppe allerdings Paul Martens – für
Wegmann gab‘s Platz 73 und zumindest den Sieg in der Sprintwertung.
Sein bestes Ergebnis am Schlossplatz feierte der Profi vom US-Team
Garmin Sharp, damals für Leopard-Trek, beim ersten Sieg von Marcel
Kittel im Münsterland im Jahr 2011 auf Platz sechs.
«Natürlich ist das Rennen in der Heimat immer ganz besonders für mich»,
so Wegmann. «Mein Ziel ist klar: Ich will in die Fluchtgruppe kommen.
Im vergangenen Jahr, als die Gruppe durchgekommen ist, hat es leider
nicht ganz geklappt. Aber ich versuche es auf jeden Fall wieder.» Dabei
will der Münsteraner auch von der diesjährigen Streckenführung
profitieren: «Die kommt uns auf jeden Fall eher entgegen als die im
Vorjahr – auch für Degenkolb für den Sprint», schätzt der Träger des
Bergtrikots der Tour de France. «Aber egal wie das Rennen läuft, wir
haben eine gute Mannschaft, mit der wir das Rennen am 3. Oktober
mitgestalten werden», verspricht Wegmann. «Für mich persönlich hoffe
ich natürlich auf eine kleine Fluchtgruppe, aber mit Degenkolb können
wir auch jeden Sprint gewinnen.»
Wie sein Teamkollege Wegmann war auch Degenkolb am Schlossplatz in
Münster bereits nah dran am Sieg und konnte bereits Podiumsluft
schnuppern. Vor drei Jahren wurde er bei seinem bisher einzigen Start
im Münsterland knapp geschlagen Zweiter. Auch damals war der 25-Jährige
vom niederländischen Team Giant-Shimano übrigens für die
Nationalmannschaft unterwegs. Nach zuletzt vier Siegen bei der Vuelta a
España sehen Degenkolbs Chancen für einen Sieg also bestens aus.
Zum Aufgebot des Bund Deutscher Radfahrer (BDR) gehört mit Rick Zabel
auch ein Fast-Lokalmatador. Der 20-Jährige aus Unna, der beim BMC
Racing Team in der Schweiz unter Vertrag steht, war im vergangenen Jahr
am Schlossplatz bereits Siebter, bei seiner Premiere im Profirennen in
Münster hatte er 2012 Platz 26 belegt. Die Finalrunde kennt der
Etappensieger der Tour de Normandie und Fünfte der
Junioren-Weltmeisterschaften übrigens schon seit seiner Zeit als
Nachwuchsfahrer: Vor fünf Jahren war der Sohn von Erik Zabel in der
Jugendklasse dort bereits Dritter geworden.
Als Profi ebenfalls in Schweizer Diensten fährt der
Silbermedaillengewinner der Olympischen Spiele von Peking, Roger Kluge,
der am 3. Oktober im Nationalteam und mit der Startnummer 34 ins Rennen
gehen wird. Für den IAM-Profi ist es nach 2009, 2012 und 2013 der
vierte Start im Münsterland. Das beste Ergebnis des Gesamt-Vierten der
Tour of Qatar war am Münsters Schlossplatz bisher Rang 20 vor zwei
Jahren.
Foto: Sparkassen Münsterland Giro.2014
Für den
22-jährigen Niklas Arndt,
derzeit neben Degenkolb auch bei der WM in Spanien im Einsatz und in
diesem Jahr im Trikot seines Teams Giant-Shimano unter anderem
Etappensieger beim Critérium du Dauphiné, ist der Start in Münster
ebenso eine Premiere wie für Maximilian Schachmann, Jan Brockhoff und
Michel Koch. «Aber gerade auch mit diesen jungen Fahrern sind wir am 3.
Oktober für eine Überraschung gut», ist sich Udo Sprenger,
Vizepräsident des BDR, sicher. «Die Jungs sind hoch motiviert und
werden sicher eine Chance bekommen, sich zu zeigen – und dann je nach
Rennverlauf garantiert alles geben, ihren Kapitän in die perfekte
Position zu fahren.»
Der 20-jährige Schachmann, im Nachwuchsteam von Giant-Shimano unter
Vertrag, wurde am Montag erst Fünfter der Zeitfahr-Weltmeisterschaften
der U23. Vor zwei Jahren hatte der Berliner bei den Junioren im Kampf
gegen die Uhr bereits WM-Bronze geholt. Sein Teamkollege Jan Brockhoff
(19) wurde in diesem Jahr im Finale der Tour Alsace im französischen
Cernay Etappensieger. Komplettiert wird das Nationalteam durch den
Wuppertaler Michel Koch aus der italienischen Cannondale-Mannschaft.
Der 22-Jährige wurde am Sonntag bei den Weltmeisterschaften Neunter im
Mannschaftszeitfahren.
«Natürlich wird in Münster zunächst alles auf John Degenkolb und Fabian
Wegmann schauen», so Udo Sprenger. «Aber wir haben verschiedene
Optionen und werden im gesamten Rennen sicherlich ein gewichtiges
Wörtchen mitreden.» Und wenn für die Fahrer in den weißen Trikots am
Ende alles perfekt läuft, könnte es eine Premiere geben. Seit der
Verband bei den wichtigsten Rennen in Deutschland eine eigene Auswahl
an den Start schickt, um den im Ausland tätigen Radprofis, deren Teams
aus Termingründen nicht komplett fahren können, ebenfalls eine
Startmöglichkeit zu geben, gab es noch keinen Sieg für das
Nationalteam. Aber einer war schon ganz dicht dran: John Degenkolb als
Zweiter am 3. Oktober 2011 in Münster.
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