Bei den Rennrad-Ausstellern der Eurobike
(28. bis 31. August 2013) kündigt sich für 2014 der größte
Technologieschub seit der Einführung von Carbon als Baumaterial für
Rahmen und Komponenten an. Dabei nehmen die Rennradhersteller mit
Scheibenbremsen und Tubeless-Reifen für das kommende Modelljahr einige
Anleihen im Mountainbike-Segment. Zudem wird auch die elektronische
Schaltung im eigentlich konservativ geprägten Rennradsegment immer
populärer.
Dass Scheibenbremsen eine wesentlich höhere Bremsleistung und mehr
Dauerbremsfestigkeit bieten als die bisher verwendeten Felgenbremsen,
steht auch für Rennradfahrer außer Frage. Dennoch hat es relativ lange
gedauert, bis diese im MTB-Segment schon weit verbreitete Technologie
nun auch im Straßenradsport Fuß fasst. Der Grund mag in den höheren
Bremsbelastungen am Rennrad zu suchen sein: Für Rennradfahrer ist es
nicht unüblich mit 80 Sachen eine Passstraße runter zu sausen, während
am Mountainbike bergab selten mal mehr als 40 km/h auf dem Tacho
stehen. Somit genügt es nicht, einem Rennradrahmen einfach die
Befestigungssockel für Scheibenbremsen anzulöten. Vielmehr muss die
gesamte Rahmenkonstruktion eines Rennrads an die deutlich höheren
Belastungen durch Scheibenbremsen angepasst werden. Wer nun noch die
Scheu der Rennradszene vor überflüssigen Pfunden am Sportgerät kennt,
ahnt, vor welcher Herausforderung die Radkonstrukteure mit der
Einführung von Scheibenbremsen stehen.
Dazu kommen die filigranen Schaltbremsgriffe am Rennrad, in denen nun -
zumindest bei den hydraulischen Bremsvarianten - neben der
Schaltmechanik auch noch ein Geberzylinder und ein
Ausgleichsbehälter für die Bremsflüssigkeit untergebracht werden muss.
Dass diese Aufgabe durchaus elegant gelöst werden kann, zeigen die
Rennradausrüster Shimano und Sram mit ihren Neuheiten für 2014.
Einen durchaus interessanten Ansatz verfolgt dabei der amerikanische
Anbieter Sram, der seine Top-Gruppen Red und Force auf der Eurobike mit
wahlweise mit hydraulischen Scheiben- und Felgenbremsen präsentiert.
Wer also als Rennradler zwar die Leichtgängigkeit einer hydraulischen
Bremse sucht, deshalb aber trotzdem eine klassische Optik ohne
Scheibenbremse bewahren will, wird im neuen Programm von Sram fündig.
Beim großen japanischen Mitbewerber Shimano steht hingegen der
Siegeszug der elektronischen Schaltung weiter im Vordergrund. Wie etwa
bei der Bestseller-Gruppe Ultegra, die Rennradkäufer künftig in drei
Grundvarianten finden: Klassisch, elektronisch und elektronisch mit
Scheibenbremse. Interessant bei der letztgenannten Option ist auch,
dass damit erstmals Fahrräder gebaut werden können, an denen sich
keinerlei Bowdenzüge mehr finden, sondern nur noch elektronische und
hydraulische Leitungen.
Beiden Komponentenherstellern sowie auch deren italienischem
Mitbewerber Campagnolo gemeinsam ist, dass 2014 das elfte Ritzel am
Hinterrad zum Standard wird. In Kombination mit zwei Kettenblättern
vorne bietet ein Rennrad also künftig typischerweise 22 Gänge.
Mit den Tubeless-Reifen kündigt noch eine weitere populäre Technologie
aus dem Mountainbike-Segment für 2014 ihren Siegeszug in der
Rennradszene an. Tubeless-Reifen funktionieren - Nomen est Omen - ohne
Schlauch. Stattdessen sind Felge und Reifen so aufeinander abgestimmt,
dass sie eine luftdichte Einheit bilden. Der Nutzen dieser Konstruktion
ist ihre Pannensicherheit: Wo kein Schlauch ist, kann auch keiner
kaputt gehen. Stattdessen werden die Reifen prophylaktisch schon bei
der Montage mit einem Dichtmittel - im Fachjargon Milch genannt -
befüllt, das im Falle eines Lochs im Reifen dieses umgehend und
automatisch verschließt.
Live erleben lassen sich die neuen Trends im Rennradmarkt in wenigen
Tagen auf der Eurobike in Friedrichshafen, der Leitmesse der
Fahrradbranche. Die Eurobike findet vom 28. bis 31. August 2013 auf der
Messe Friedrichshafen statt. Während die ersten drei Messetage den
Fachbesuchern und der Presse vorbehalten sind, öffnet die Eurobike am
Samstag ihre Tore auch für das fahrradbegeisterte Publikum.
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